Nach Ischgl: Die große Fleisch-Schönrede-Compilation.
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Jeder baut mal Scheiße, das ist wirklich kein großes Ding. Ein Getränk zu viel, einmal zu lange nachgedacht, zu wenig nachgedacht, eine Person falsch angeschaut, einen Job angenommen und dabei nur aufs Geld geschaut oder eben gerade nicht: Scheiße passiert, jedem von uns, immer wieder mal. Aber andererseits sollte man da wirklich vorsichtig sein. Denn wer sagt überhaupt, dass es Scheiße war?
Genau das eine Getränk hat dem Abend schließlich erst zu einer bleibenden Erinnerung verholfen, die Person war den Versuch wirklich wert und das mit dem Nachdenken, sorry, das ist einfach immer überbewertet. Am Ende ist Scheiße doch auch nur ein soziales Konstrukt. Und sind wir vor vielen Jahren nicht auch losgezogen, um genau dieses kulturell tradierte Verhalten endlich hinter uns zu lassen? Stürzt das System und scheißt auf die Wohlfühlzonen!
Eben.
Scheiße ist eine Tochter der Zeit, das hat vor einiger Zeit mal Sigi Maurer gesagt. Oder war es doch dieser andere Tiroler Polit-Philosoph, wie hieß er doch gleich, genau: Andreas Khol? Was heute super ist, das ist morgen daneben, und was vor einem Jahr noch scheiße war, das ist heute Koalitionsmeinung (nicht zu verwechseln mit der Privatmeinung, die kann manchmal nämlich ziemlich daneben sein, Anm.). Die, die gut allein sein können, waren früher die Freaks, heute sind sie Rolemodels, genauso ist es mit der JVP, vor fünf Jahren haben sie im Polohemd noch zu „Griechischer Wein“ getanzt, heute regieren sie das Land, und die Typen, die keine Freunde hatten außer ihren Computern, verdienen heute so viel wie fünf von uns gemeinsam.
Scheiße ist manchmal eben doch Gold.
So gesehen haben wir immer alles richtig gemacht.
In besseren Zeiten nichts angespart haben
Eine nackte Frau auf die profil-Titelseite heben
Sich als Anti-Kicker im Fußballverein einschreiben
Sich mit Anfang 20 die Nase operieren lassen
Einen hervorragenden Mozzarella in Mailand essen
Als Journalist als BMW-Testimonial herhalten
Sich beim Mountainbiken beide Hände brechen
Sich vor der eigenen Preisverleihung volllaufen lassen
In sich die Fehlerlose sehen
Eine große Geschichte nicht erkennen
Zu viele Männer gedatet haben
Mit der Limousine zum offiziellen Termin fahren, obwohl die anderen mit dem Rad kommen
Kein Bücherregal besitzen (jetzt, wo man sich so schön davor setzen könnte)
Die wirklich falschen Typen gut finden
Turnschuhe zum Anzug tragen
Die Psychotherapie doch lieber sein lassen
Fertig studieren, aber die Bachelorarbeit nicht abgeben
Sich drei Paar gleiche Schuhe kaufen – auf einmal
Urlaub in Turkmenistan machen
Das Angebot, Geheimagent zu werden, abgelehnt haben
Keine Lust auf den grantigen Opa haben
Sich dauernd selbst fotografieren
Sich nie ein Netzwerk aufgebaut haben
Sich einen großen rosa Donut auf den Oberarm stechen lassen
Einen drei Meter breiten PAX mit Spiegelfront kaufen
Sich darauf verlassen, dass es die Besten schon richten, weil sie die Besten sind
Einen sexistischen Vergleich bringen
Das Leben
Sich selbstständig machen und ein Garagenmagazin gründen
Auf Ibiza ein paar Vodka-Bull zu viel getrunken haben