Print-Interviews sind so eine Sache. Auf der Kurzstrecke sind sie langweilig, weil wir Journalist*innen dann meistens nur als Stichwortgeber funktionieren und ein paar banale Hölzchen reinwerfen, auf die die Interviewten genau das sagen, was sie sagen wollen. Als Streitgespräch sind sie aber auch öde, weil wenn sich zwei streiten, dann will der Dritte zumindest zuhören. Schreien sie? Sprechen sie schnell, laut oder leise? Fallen sie ins Wort oder lassen sie sich zumindest ausreden? Deswegen sind Interviews in der Langversion vielleicht besser im Fernsehen aufgehoben. Oder, weil man sich dann noch besser nur auf das Gesagte konzentriert, im Radio oder Podcast. Und trotzdem führen wir einmal im Jahr ein Print-Interview, ein sehr ausführliches. Denn das ist aus unserer Sicht die Stärke dieses Formats: Man kann miteinander reden und über Dinge nachdenken, ohne zu sehr aufzupassen, ob man jetzt wirklich ganz exakt formuliert hat. Man kann weiterreden und vielleicht ein paar Minuten später wieder zum vorigen Thema zurückkommen, weil man noch einen Gedanken dazu hat. Print-Interviews kann man nämlich ganz gut montieren. Man kann sie verdichten, Tempo reingeben oder nachträglich entwirren, man kann viermal über das Gleiche reden und dann daraus eine spannende Passage machen. Und das Allerbeste ist: Man kann mitreden, über das Gesprochene nachdenken und dann vielleicht ein paar Tage später nochmals nachfragen, weil man noch eine Idee dazu hatte. Und weil man auch die Zeit dafür hat.
Bei unserem großen Fleisch-Interview haben wir diese Zeit. Für diese Ausgabe haben wir Eva Menasse viermal getroffen. Insgesamt haben wir über zwölf Stunden miteinander geredet, und weil Eva eine penible Person ist, hat sie nochmals gut eine Woche an der verschriftlichten Form gefeilt. Ein Interview, wenn es gut ist, wird dann fast zu einem Stück Literatur.
Und wer wüsste das besser als eine Schriftstellerin wie Eva Menasse?
Euer sehr, sehr neugieriges Fleisch
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